Es sind Fotokünstler oder Fotografen mit einem künstlerischen Anspruch und sie zeigen Ausschnitte aus der sozialen Wirklichkeit von Raum und Zeit in Deutschland heute. Sie zeigen real und medial das real Mediale medial real.

Die zweite Heimat

Peter Bialobrzeski hat ein Projekt mit dem Namen Die zweite Heimat umgesetzt. Darin sind Fotografien von Deutschland zu sehen, die die soziale Oberfläche beschreiben, wie sehr schön im Brennpunkt 1/2019 beschrieben wurde, in der vielleicht besten Zeitschrift zur Fotografie in deutscher Sprache.

Die zweite Heimat ist eine Annäherung an die Wirklichkeit wie ich sie für Remscheid und Wuppertal immer wieder beschrieben habe. Es ist die Anerkennung der sozialen Realität durch fotografische Aneignung und zugleich die Dokumentation eines sozialen Niedergangs der kleinen Leute, die mit Fleiss und Anspruch und Verantwortung tätig waren und sind. Es ist eine Dokumentation der Wirklichkeit, die mehr über das Denken und die Wahrnehmung von Deutschland aussagt als viele Bilder und Reportagen aus dem GEZ Bereich zur kollektiven Bewußtseinsbildung.

Remscheid

Im Monopol Magazin werden jährlich die 100 wichtigsten Künstler vorgestellt aus Sicht von Monopol (12/2018):

„Wer hat das zu Ende gehende Kunstjahr geprägt? … Und doch gab es wichtige Debatten: um Identitätspolitik und die Freiheit der Kunst, um #MeToo und einen neuen Feminismus, um eine Politisierung und die Rolle der Kunst in der Ära des politischen Populismus.“

So lauten dort einleitende Sätze, um die Liste vorzustellen.

Und dann findet sich auf Platz 1 ein Remscheider mit einer bemerkenswerten Begründung: „Es beginnt mit durchgemachten Clubnächten und schwups, 25 Jahre später ist man in allen großen Sammlungen vertreten … Tillmans hat sich früh gegen Brexit und AFD engagiert und die Initiative Die Vielen unterstützt… Mit seiner politischen Dringlichkeit, seiner Weigerung zynisch zu werden, und seiner ästhetischen Durchdringung der Welt ist der 50jährige Fotograf das role model der Gegenwart.“

Hier zeigt sich wie politisch die Kunst als Thema ist und wie gezielt was und wie gefördert wird.

Ausgeklammert wird natürlich das bedingungslose  Einwandern vieler Menschen in die deutschen Sozialsysteme seit 2014 und die wachsende Wut einer Menge Staatsbürger, die unter das Schafott von Hartz 4 mit der Verarmungsregel gefallen sind und mit Asylsuchenden sozial gleichgesetzt werden.

Die AFD in der jetzigen Form ist das Ergebnis dieser Politik. Die ganzen sozialen Pflaster, die die Politik jetzt verteilt, werden die politischen Wunden nicht heilen. Dazu wäre eine Operation erforderlich, die unser Sozialsystem gesund und zukunftsfest und unser Land sicher macht wie in Österreich, den Niederrlanden oder den Nordländern.

Während Bialobrzeski z.T. das städtebauliche und damit verbundene soziale Elend in Fotos packt, zeigt die Wahl von Tillmans eher diejenigen, die von all dem nichts wissen wollen und sich darin gefallen, die vermeintlich richtigen Themen und Richtungen vorzugeben für ihr Klientel und das wohnt wohl weniger in  Velbert und Hagen in den Straßen, die Bialobrzeski  fotografiert hat.

Das ist im Wupperland ähnlich.

Und so ist in der deutschen Öffentlichkeit nicht nur die herrschende Meinung zu sehen, sondern zwischen den Zeilen auch der Blick auf all das möglich, was Ursache und Anlaß für die großen Entwicklungen der nächsten Jahre ist.