„Der Krimkrieg als erster Medienkrieg“
Als Ulrich Keller diese Kapitelüberschrift 2003 in dem Buch „Mit der Kamera bewaffnet“ publizierte, da wußte er noch nicht, daß die Krim 2014 von Russland annektiert wird.
Während der Krimkrieg von 1854 den Beginn der Pressereportage symbolisiert, ist die Annexion der Krim und die heutige digitale Bilderwelt darüber wohl eher ein Symbol für das Ende von Pressereportagen im bisherigen Sinn.
Es ist eine neue Zeit der Propagandafotografie.
Aber so zeigt sich, was in einem Buch steckt: eine gelungene Einführung in das Thema Krieg und Fotografie.
Holzer weist in dem Buch darauf hin, daß Fotografen schon im 19. Jhrdt. „eingebettet“ waren, weil Krieg immer auch Medienkrieg war.
1943 tauchte der erste tote amerikanische Soldat auf einem Foto auf.
Wie viele tote Soldaten sehen wir heute? Eigentlich gar keine oder?
Stattdessen sehen wir die Greuel an der Zivilbevölkerung live und als Video. Jede mordende Gruppe von Primitivlingen zeigt uns über das Internet, wie sie sich an wehrlosen Menschen vergreifen. Sie dokumentieren ihre Allmachtsgelüste und glauben tatsächlich, das würde ihre Macht demonstrieren.
Die Kamera, auch die Videokamera, hat also eine Bedeutung erhalten, die vielfach einer Kriegswaffe entspricht.
In den Beiträgen des Buches kommen private und propagandistische Aspekte aus dem 1. und 2. Weltkrieg zum Vorschein und die Aufklärung per Foto.
„Kriege werden immer mehr zu Medienkriegen. Sie werden mit den Mitteln der modernen Massenmedien ebenso ausgefochten wie mit den Waffen. Kriegsfotografien sind parteiische und oft umstrittene Bilder. Fotografen, mit der Kamera bewaffnet, wollen Recht und Unrecht scheiden, ihre Bilder unterliegen der Propaganda und der Zensur, sie zeigen die Gewalt und verdecken sie zugleich. Fotografien aus dem Krieg sind Stützen der Erinnerung, sie ermöglichen aber auch das Vergessen. Schon wenige Jahre nach ihrer Erfindung betritt die Fotografie das Schlachtfeld. Im Krimkrieg 1855/56 taucht die Fotografie erstmals als Massenmedium im Dienste der beteiligten Regierungen auf. Im Ersten und auch im Zweiten Weltkrieg spielt die Fotografie als dokumentarisches und propagandistisches Instrument eine herausragende Rolle. Millionen von Aufnahmen dokumentieren seither den Krieg. Dieser Band beschäftigt sich mit dem fotografischen Erbe des Krieges. Er zeigt, wie eng die Epoche der modernen Kriegsführung mit dem Medium der Fotografie verbunden ist.“
Das Buch ist im Jonas Verlag erschienen und aktueller denn je.
herausgegeben von
Anton Holzer
Mit der Kamera bewaffnet
Krieg und Fotografie
ISBN 978-3-89445-324-4
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