Wer ein spannendes Buch lesen will, der ist hier richtig.

Wer ein Buch voll mit guten Reportagen und informativen Fotos lesen will, der ist hier richtig.

Wer ein Geschichtsbuch ersten Ranges haben will, der ist hier richtig.

Das Thema des Buches ist Afghanistan. Afghanistan? Ja, ich habe es auch nicht geglaubt.

Ursula Meissner gibt den Menschen ein Gesicht.

Sie zeigt z.B. an der Fotografin Freshta Dunya den Kampf um das Dokumentieren der alltäglichen Wahrheit. Sie zeigt am fehlenden Sozialsystem, welche Bedeutung ein Ein-Euro-Job in Afghanistan hat.

Sie zeigt uns aber noch mehr: „Längst ist es üblich, dass Landarbeiter aus Pakistan ungehindert zur Opiumernte nach Afghanistan kommen, etwa so, wie in Deutschland Arbeiter aus Nachbarländern bei der Spargelernte helfen…. Die Bauern wissen zwar, dass ihre Regierung den Mohnanbau verboten hat. Ein schlechtes Gewissen haben sie deshalb aber nicht….Sie müssen sich so keine Sorgen mehr machen, wie sie ihre Familien durchbringen..(S. 114)“

Sie zeigt aber auch, was private Hilfsorganisationen wie ADRA vermögen, ohne die der Weg in mehr Menschlichkeit unmöglich wäre.

Mich hat die Geschichte der jungen Lehrerin sehr stark beeindruckt, die jungen Frauen Lesen und Schreiben beibringt trotz widrigster Umstände.

Bei 80 Prozent Analphabetentum wird dann auch klar, dass die Menschen dort ohne Schrift mit anderen Werten und anderen Zugängen zum Leben ausgestattet sind.

Darüber nachzudenken würde bezeichnende Lichter auf uns selbst werfen. Ursula Meissner hat ein Buch geschrieben mit ganz vielen spritzig-informativen kurzen Reportagen und noch mehr Fotografien. Ein Buch, das auch als Internetseite stundenlang informativ durchgeklickt werden könnte.

Aber der rote Faden ist die Autorin selbst.

Ihr Blick, ihre persönlichen Schwerpunkte, machen aus diesem Buch eine besondere Dokumentation. So schildert sie zum Beispiel ihre Entführung an der Grenze bei Torkham. Dass sich die Entführer mit ihr fotografieren lassen und die Umstände dieser Situation machen aus dem abgebildeten Foto (S.80) und der Darstellung einen gedanklichen Schlüssel, um eine andere Welt besser zu verstehen.

Verstehen heisst nicht unbedingt übernehmen. Aber zu sehen, was es bedeutet, wenn die Staatsmacht verschwunden ist und der „Markt“ der Stärkeren regiert, das sollte auch uns die Möglichkeit geben, manches anders zu sehen.

Ich bin beeindruckt über diese journalistische Glanzleistung.

Ein Buch, das aus dem Leben für das Leben gemacht wurde. Ein Buch, welches auch eine Autobiographie der Autorin ist. Ein Buch, welches von der ersten bis zur letzten Seite spannend ist.

Wer als Fotojournalist oder Reporter arbeitet, hat hier eine bemerkenswerte Vorlage, die als Standard dienen könnte.

Ein wirklich gutes Buch eben.

Rosen, Mohn, 30 Jahre Krieg – Ursula Meissner, München 2008, ISBN: 3765816507