Das Buch wirft die Frage auf: wie viel Wirklichkeit kannst du ertragen?

Es ist ein Buch voller stiller starker Fotos und überall hört man die Schreie, die Empörung und das Leid.

Ein Buch über Frauen, die Säureanschläge/Verbrennungen überlebten.

Das ist kein Problem weit weg in einer anderen Welt. Es ist auch hier vor Ort und immer wieder erlebbar.

Wer es nicht erlebt hat, kann hier die Menschen kennenlernen, die uns erzählen, wie man damit weiterlebt.

Aber man lernt in den Texten auch die Täter und Täterinnen kennen.

Die Wirklichkeit kann grausam sein. Wenn sie von Menschen gemacht ist, kann sie unvorstellbar grausam sein.

Wenn man sie dann noch fotografiert sucht man hinterher Texte, um sich von der Grausamkeit der Bilder lösen zu können. Die Texte erzählen ebenso stark und sind unerläßlich für die Verarbeitung und die Erklärung der visuellen Eindrücke.

Wie geht man damit um?

Das Buch läßt Positionen wachsen. Opferschutz statt Täterschutz weltweit ist eine Position, die nach diesem Buch unverrückbar ist.

Die Niedrigkeit und Jämmerlichkeit des Menschseins in vielfacher Form wird immer wieder sichtbar.

Und man landet bei den Motiven für diese Anschläge immer wieder beim Sex.

Die Psychologie weiß es schon lange: “Oberstes Ziel ist das Überleben, gefolgt von Sex.”

Dieses Buch verändert den Blick.

Die Frage der Sexualität und der Umgang damit ist die Gretchenfrage für alles, was uns Menschen ausmacht.

Wie soll man dieses Buch denn nun einordnen?

Hier ist eine fotografische Dokumentation erstellt worden, die einen ebenso großen Stellenwert hat wie die Dokumentation von Ernst Friedrich „Krieg dem Kriege“.

Ich würde beide Bücher sogar in eine Reihe stellen, weil sie dem Betrachter keine Chance lassen, den Abgrund zu überbrücken, der sichtbar wird.

Das Buch verändert dich.

Wer es aufschlägt wird danach Gefühle und Meinungen neu sortiert haben.

Erst sucht man die Texte wegen der kaum zu ertragenden Fotos. Nach dem Lesen der Texte hat sich etwas verändert.

Entschlossenheit und Engagement überwiegen die Schrecken des Anblicks auf lange Sicht.

Hier wurde fotografisch ein schlimmes Thema so umgesetzt, daß alle Facetten sichtbar und klar wurden. Das Buch dokumentiert ein weltweites Phänomen und macht Schicksale sichtbar.

Das Buch zeigt das, was man eigentlich nicht sehen will. Wer das Buch aufschlägt braucht Kraft zum Hinschauen.

Es ist richtig gut aber nur für Menschen, die sich nicht abwenden.

Gut, daß es dieses Buch gibt, weil es diese Verbrechen sichtbar macht und weil es den Opfern etwas von ihrer Würde zurückgibt.

Meiner Meinung nach ist dieses Buch für alle Opfer gemacht als lebendiges Dokument zum Einmischen und Aufräumen mit falscher Moral und Verhaltensweisen jenseits der Menschlichkeit.

Es ist in der Edition Lammerhuber erschienen.

Zuguterletzt will ich noch auf die Ausstellung verweisen, über die bei faz.net geschrieben wurde. Dort traf die Autorin des Beitrags, Karin Truscheit, auch Ann-Christine Woehrl, die Buchautorin.
Das rundet das Bild ab.