„Die Bilder aus Auschwitz haben eine ganze Generation im Nachkriegsdeutschland geprägt und in ihr ein nie wieder zementiert. Die Bilder aus Vietnam riefen eine globale Friedensbewegung in die Welt. Die bestürzenden Bilder aus dem Irak könnten so auch die Richtung beeinflussen, die die Globalisierung nimmt“

Diese Worte von Wilhelm Klein aus Irak – der Krieg drücken Hoffnung aus.

Es ist die Hoffnung, daß die Menschen etwas dagegen tun.

Henri Cartier-Bresson hat über das Buch Vietnam Inc. von Philip Jones Griffiths gesagt:

„Seit Goya hat niemand mehr den Krieg derart portraitiert wie Philip Jones Griffiths.“

Dirk Alvermann war in Algerien nach 1950 dabei beim Freiheitskampf und zeigt die Gesichter der Menschen, die keiner mehr nennt. Martin Parr holte zusammen mit Gerhard Steidl das Buch 2011 zurück in die Öffentlichkeit.

Lukas Einsele porträtierte in One Step Beyond Minenopfer. Sie erzählen ihm ihre Geschichte und er gibt so jedem Opfer ein Gesicht, einen Namen und eine Geschichte und holt sie zurück in den Kreis von uns.

So macht es auch Rüdiger Lubricht, der in Verloren Orte – Gebrochene Biografien die Menschen porträtiert, die nach Tschernobyl noch leben aber sehr krank wurden.

Krieg hat heute viele Formen. Und der Kampf in einem System um Gerechtigkeit kann genau so tödlich sein wie der politische Kampf gegen Terror oder um Demokratie und Diktatur zwischen Staaten, zumal es staatliche Formen als „Weltformen“ nicht überall gibt.

Alle dokumentieren Schicksale. Es geht um den Ruf, etwas dagegen zu tun.

Fotografisch sind dies alles Zeugnisse, die zeigen, was die Menschheit ausmacht: Sex, Geld, Gier und Macht, die nur durch Gegenmacht begrenzt wird.

Demokratie lebt nur, wenn alle auf gleicher Augenhöhe teilhaben können. Also ist eine gute soziale Absicherung fundamental und eine Verpflichtung zur Mitwirkung erforderlich. Die Demokratie schützen bedeutet auch sie abgrenzen und eingrenzen – eine Selbstverständlichkeit, die heute aber wieder aufgeschrieben werden muß.

Demokratien, die dies auszeichnet, sind stabil, die anderen nicht. Deutschland gehört mittlerweile zunehmend zu den letzteren seit der Agenda 2010, die nun voll wirkt.

Gewinner sind in solchen Fällen nur die ganz Reichen und ihre Gefolgschaft.

Doch dies nur am Rande.

Macht es Sinn zu fotografieren, daraus Bücher zu machen und diese zu lesen?

Ich sage ja, weil es um die Erinnerungen der Menschen geht und man die Wahrheit nicht den Mächtigen überlassen darf.

Aber sie ersetzen keine aktive Einmischung und das Fotografieren allein auch nicht. Eher umgekehrt kann man mitmachen in Versammlungen und dabei fotografieren, um diese Aktionen zu dokumentieren und darüber hinaus nachhaltig und konkret aktiv zu sein.

Die Bücher zeigen Identität, Mut und Verzweiflung und geben Wahrheiten weiter. Wer wissen will, woher er kommt, der braucht genau dies. Und wer auf die Reichen hört, der sieht wo es immer endet.

Google kann dies nicht leisten als Vorsortierer von Informationen, die oft nicht stimmen. Google ist zudem reich.

Und reine Fotos ohne Textaussagen sind sinnlos.

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Zugleich sind solche Bücher aber auch Anleitungen für eigenes Handeln, hier fotografisch.

Wenn Cartier-Bresson ein solches Urteil über Vietnam inc und seinen Autor abgibt, dann lohnen sich schon einige Blicke in das Buch. Es ist schwarzweiß, eher unblutig aber vielleicht dadurch umso aussagekräftiger. Die Geschichten zu den Bildern machen daraus dann eine Landschaft der Lebenden und der Toten und malen auf, wie der Schrecken überall ankommt.

Bücher wie das von Lukas Einsele One Step Beyond scheinen still, doch wir hören die Schreie, wenn wir die klaren Worte lesen über Menschen wie du und ich.

Lee Miller und ihre Fotos sind heute so aktuell wie damals. Buchenwald oder Auschwitz scheinen in Bosnien, Vietnam oder aktuell im Irak und Syrien wieder aufzuleben.

Und Wilhelm Klein hat in einem Buch über den Irak der Krieg viele gute Reportagefotos in Farbe zusammengefaßt, die nicht stärker sind als die schwarzweißen Fotos, aber zeigen, daß der Krieg mit und ohne Farbe gleich aussieht. Hier sind Namen wie Guttenfelder, Niedringhaus, Moore, Das, Kadim, Hato, Pool und viele mehr zu finden.

Es gibt noch viel mehr Bücher, die dokumentieren und das ist gut so. Jede Generation wird ihre eigenen Probleme dokumentieren und die Generationen danach werden sie vergessen.

Die Bücher hier dokumentieren die Welt seit 1945 anhand von fünf größeren Kriegen und der Nummer sechs, die sich mit der unbeherrschbaren Technik beschäftigt, hier Tschernobyl, doch wird es irgendwann auch ein Buch über Fukushima geben.

Bücher sind nicht die Welt aber so wird der Krieg in der Box sichtbar und überschaubar, damit man Schlachtfelder vermeidet, die unüberschaubar sind.

Aber alle zeigen auch, daß der Frieden ohne Waffen eine Utopie ist weil wir Menschen sind. Weil der Krieg ohne Waffen auch eine Utopie ist und Vernunft nicht reicht, um die Probleme zu lösen solange Unvernunft belohnt wird wie die Reichen im Kapitalismus täglich zeigen, geht es weiter bis die  Endlichkeit unendlich ist.