„Das Objektiv garantiert keine Objektivität. Je nach Winkel, Zoom- oder Fokus und der Lage der (Un-)Schärfe wird Vorhandenes ins Licht gestellt und damit anderes ausgeblendet.“

So lautet ein Satz aus dem einleitenden Beitrag „Am Auslöser“des informationszentrum 3. welt der Juli/August Ausgabe 2014.

Es ist ein besonderes Magazin.

Das Magazin selbst enthält neben spannenden Beiträgen überwiegend monochrome Reportagefotos mit starker Wirkung.

Es sind starke Fotos.

„Wir fragen – als nord-südpolitische Zeitschrift – wie Macht und Fotografie zusammenhängen. Wie gestaltet sich die Beziehung der Akteure vor und hinter der Linse? Wie verändert die Rahmung einer Fotografie seine Wirkung? Wann wird mit Fotografie Macht ausgeübt, wann können Fotos sie in Frage stellen oder gar brechen?“

So wird in diesem Heft ein durchdachtes, engagiertes und substanzielles Spektrum an Themen zu diesem Bereich aufbereitet, das es mit einem guten Buch jederzeit aufnehmen kann.

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Es geht um Kernfragen des Fotografierens in Krisensituationen und es geht um die Grundfragen von Berichterstattung und Kommunikation in diesen Fällen.

Hier zeigt sich auch, daß engagierte Fotografie etwas mit humanitären Haltungen, Grundwerten und Ethik zu tun hat.

„Abstumpfung und Aufrüstung“ sind daher eine zu lösende Herausforderung.

Bilder sollen aufrütteln aber wenn ihr Anblick eine innere Abwehr erzeugt hat man schon verloren.

Daher ist die Wahrheit in der Dokumentarfotografie eine Aufgabe, die immer wieder neu fotografisch beantwortet werden muß und manche Versuche sind gut aber dennoch schwer anzusehen.

Aida Bosch weist in ihrem Beitrag auf den Fotografen Younes Khani hin, der Fotos der Dehumanisierung gemacht hat. „Diese Bilder von Younes Khani sind kontextlos im Netz verfügbar, ruft man sie auf, so erscheinen sie zwischen Werbung und weiteren Informationsschnipseln und Bildern. Das einzelne Bild wird seiner Rechte beraubt, und in diesem neuen, beliebigen, visuellen Umfeld, gehen seine Eigenheiten und Qualitäten verloren, es wird unverständlich und sich selbst entfremdet. Auch das fotografische Bild kann seine Aura  verlieren.“

Aida Bosch zeigt in diesem langen und tiefen Artikel durch viele solcher substanziellen Äußerungen, was sich alles geändert hat und welche neuen Wirklichkeiten uns mittlerweils umgeben – oder wo wir sogar mittendrin sind.

Felix Koltermann schreibt über das „stereotype Bilderrepertoire im israelisch-palästinensischen Konflikt“.

Er durchstreift die Arbeiten der Fotografen

und untersucht wie Fotografen „im Feld“ heute arbeiten.

Neben diesen direkten „Kriegsfragen“ gibt es auch noch Beiträge mit eher strukturellen Fragen und zu Wirkungsmechanismen wie z.B. welche Bilder wir im Kopf haben (Stereotypenbildung).

Sebastian Lemme untersucht dies bei Fair Trade-Werbefotos und Greta Lina Keiner untersucht „Die Bilderwelt der Travelblogs“.

In diesem Magazin ist aber noch viel mehr. Bücher werden besprochen, die sonst nirgendwo auftauchen aber wirklich gut sind. Interviews mit Fotografinnen und Fotografen wie Zanele Muholi und Ralf Maro sind zu finden und vieles mehr.

Dieses Magazin erweitert erheblich den eigenen Horizont und zeigt in vielfacher Weise das, was Menschen mit der Kamera beantworten müssen – an der Kriegsfront und an der Heimatfront, die auch eine Kriegsfront sein kann.

Die genaueste Landkarte ist so groß wie das Land, das sie darstellen soll. Daher müßte dieser Beitrag eigentlich das ganze Heft umfassen. Deshalb höre ich hier auf und hoffe, einige Gedanken aus diesem Magazin beleuchtet zu haben, die Lust machen, sich das Heft zu bestellen.

Es lohnt sich sehr.

Bestellen kann man hier.