Mitleid und Grauen brauchen Bilder als Fotos oder Videos. Was im Verborgenen geschieht sieht man nicht. Und daher nimmt man davon auch keine Notiz. Deshalb arbeiten Geheimdienste gerne im Verborgenen und deshalb sind Fotos von Kriegseinsätzen heute fast nur noch zensiert.

Die IS Krieger nutzen nun alles das, was die Medienwelt zu bieten hat.

Bei ttt wurde gut zusammengefaßt, um was es geht:

Al Kaida war die erste Terrorgruppe weltweit, die sich der modernen Technologien bediente, um ihre rückständige Steinzeitideologie global zu verbreiten. Das sagt Asiem El Difraoui, ein international renommierter Experte für extremistische Propaganda. Seither wurde zwar die Zielgruppe erweitert, und neben Englisch ist Deutsch die wichtigste Sprache der Dschihad-Ideologen geworden. Doch die deutschsprachigen Videos adaptieren lediglich die Inhalte und Symbole, die über drei Jahrzehnte vor allem von Al Kaida entwickelt wurden. Neu allerdings sind die Kanäle, die zur Verbreitung genutzt werden: Youtube, Blogs und soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und Instagram. Das Video von der Hinrichtung des amerikanischen Journalisten James Foley wurde millionenfach „geteilt“. Asiem El Difraoui: „Wir haben es versäumt, diese Ideologie wirkungsvoll zu widerlegen.“ Für Asiem El Difraoui ist die Nutzung des Internets durch die islamischen Extremisten ein Mittel der „asymetrischen Kriegsführung“. Mit verhältnismäßig geringem Aufwand erreichen sie eine enorme Wirkung. Noch gesteigert wird sie durch die stark emotionale Bildsprache.“

Wenn der Kunsthistoriker Horst Bredekamp sagt „Die Bilder liegen auf derselben Ebene wie Gewehrschüsse“, dann beschreibt er etwas, das man im Marketingstudium täglich hört.

Dort weiß man, wie man Menschen manipulieren kann. Früher sprach man von Propaganda, heute spricht man von Marketing, weil dies die Absicht verbirgt.

Und nun nutzen Terroristen dieselben Mechanismen wie sonst nur die Mächtigen in Wirtschaft und Politik.

Und sie sind offenkundig erfolgreich. Sie schaffen es, das gesamte mediale Weltbild der Medienkarawane zu steuern mit ihren Bildern.

Warum?

Weil die Kämpfer für die Freiheit und die Menschenrechte keine Bilder liefern, die das Gegenteil zeigen.

Es gibt keine Fotos von besiegten IS Kämpfern und es gibt keine Fotos von befreiten Städten.

Stattdessen darf die Welt nun zuschauen wie die Türkei Menschen daran hindert, der Stadt Kobani zu helfen.

Diese Videos und Fotos werden die Welt verändern, weil sie in der westlichen Welt die Bilder in den Köpfen verändern.

Natürlich wissen wir um die Grausamkeit des Krieges und die furchtbaren Kämpfe in vielen Teilen der Welt.

Aber sie werden meistens so nicht sichtbar und sie sind nicht Teil des westlichen Weltbildes.

Für Europa ändert sich jetzt medial etwas.

Das Bild vom 11. September in New York betraf die USA mehr als Europa. Kobani an der Grenze zur Türkei ist nun das Bild für Europa geworden.

Weder Serbien noch die Ukraine haben eine ähnliche Wirkung erzielen können.

Das Schlimme an Kobani ist, daß man hier die Stadt hätte retten können ohne großen Aufwand – aber strategische Überlegungen dies verhindern

Damit aber nicht genug.

Es ist eben live zu sehen.

Und das wird Folgen haben.

In den Ländern, in den Köpfen und in den Strukturen.

Dabei meine ich nicht so sehr die Angst vor der IS. Terroristen gab es immer in der Geschichte der Menschheit.

Aber das Denken in den westlichen Demokratien wird sich ändern, weil alles zu nah ist, denn die Front ist in unseren Köpfen angekommen.

Die Macht der Bilder ist eben grenzüberschreitend.

Und damit erhält auch der Begriff Frontlens erhält eine erweiterte Bedeutung.

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