Es ist eine Zeit, in der wir die Auswirkungen der neuen digitalen visuellen Kommunikation hautnah miterleben können.

„Wir schaffen das“ – Als Angela Merkel diese Botschaft verkündete und das Bundesamt für Migration erklärte, Syrer nicht mehr zurückzuschicken, wenn sie schon woanders Asyl beantragt hatten, da verbreitete sich eine Botschaft durch die digitale Welt, deren Folge eine direkte Völkerwanderung war.

Dann folgten die Selfies mit Merkel, die jeden Flüchtling einfach so zum Bürger machten und auf Augenhöhe mit der Kanzlerin setzten, obwohl es sich dabei um Menschen aus anderen Kulturkreisen handelte, die anders ticken und bewerten.

Alle die schon unterwegs waren wurden plötzlich zu Syrern und die Schleuserindustrie und die vielen Propagandisten verbreiteten mit jedem neuen Foto, das Angela Merkel mit Flüchtlingen machte, die tollsten Botschaften.

Das wird sicherlich irgendwann noch aufgearbeitet werden.

Aber man konnte erleben, wie visuelle Botschaften ohne Worte oder mit falschen Worten und mit Photoshop durch die Welt flogen und in den Köpfen der Menschen Wirkung entfalteten.

Jetzt wissen wir live und in Farbe, was man mit einem Handyfoto alles machen kann.

Handys sind Waffen im Kampf um die Köpfe.

Das haben wir nun so massiv erlebt wie selten zuvor.

Da die Analphabeten zunehmen, sind Fotos die wichtigste Waffe im Kampf um die Köpfe geworden.

Daraus haben fast alle Regierungen gelernt.

Die neuen Entwicklungen und Grenzkontrollen sind mit ebenso starken Bildern unterlegt worden: Grenzzäune, Polizisten, Waffen, Kontrollen und vieles mehr.

Wer hätte gedacht, daß das letzte Zaunstück in Ungarn an der Grenze zu Serbien eine richtige Inszenierung für die Weltpresse wird.

Die letzten zwei Wochen waren wahrscheinlich die lehrreichsten Wochen für die politische Kommunikation und die unterschiedliche Wirkung von Fotos je nach Kultur und Land, die wir jemals im Europa von heute hatten.

Und es waren Handys.

Die dicken DSLRs fotografierten eher mit lichtstarken Objektiven Flüchtlinge auf ihrem Weg im sicheren Europa und bei ihrer Ankunft in Deutschland. Das waren die Sternstunden des neuen illustrativen Fotojournalismus, der mehrfach täglich neue Fotos für neuen Meldungen im Internet lieferte.

Interessant dabei ist ein Hinweis, der immer wieder zu lesen ist:

Obwohl fast 80% der Asylsuchenden alleinstehende junge Männer sind, werden in den GEZ-Medien und den Verkaufsprodukten fast nur Fotos mit kleinen Kindern gezeigt (nur in sozialen Netzwerken nicht wo Fotos nichts kosten)….

Die Front für die DSLR-Linsen war dieses Mal mitten in Deutschland und Europa.

Die Botschaften, die wir sehen konnten, zeigten viele Menschen, die erschöpft wirkten (schlafende kleine Kinder…) und wie bei großen Events (Gutmenschen sprechen von „Partypatriotismus“) waren alle Massenprobleme zu sehen, die gelöst werden mußten: Toiletten, Essen, Trinken, medizinische Versorgung.

Die Welt ist eine andere geworden und die visuelle Welt auch.

Die Sprache der Welt ist die Bildersprache geworden.

Aber zu was für Mißverständnissen dies führen kann, erleben wir gerade.

Denn Bilder sind nicht eindeutig ohne ihren Hintergrund, so daß Texte als Information entscheidend sind, wenn man sie als Dokumente verstehen soll.

Und es geht um Manipulation und Propaganda im großen Stil.

Kameras sind eben auch Waffen, Fotos erzeugen die Wirkung und soziale Netwerke sind die Kontaktbörsen.

Nachtrag (knapp vier Monate später) am 23.12.2015:

Ich möchte hier auf einen Artikel in der FAZ hinweisen, der zeigt, wie wichtig Fotos als Waffen heute sind, vor allem weil man sie auch so sehen und verstehen kann.