Embedded zwischen Front und Twitter

 

Embedded bedeutet eingebunden. Es ist ein Begriff, der sich für embedded journalists formiert hat.

Handverlesene Journalisten und Fotografen erhalten Zugang zum Kriegsgeschehen. Alle anderen müssen draussen bleiben.

So sind dann auch die Bilder in der Öffentlichkeit geprägt von den Interessen und zeigen nur das, was jeweils gezeigt werden soll.

Heute ermöglichen digitale Medien mehr.

Jeder kann Reporter sein.

 

Beispiel Gaza

In der aktuellen Auseinandersetzung um Israel und den Gaza-Streifen sieht man dies sehr extrem.

Seit Albert Einsteins Brief kämpfen auch berühmte Menschen für eine Lösung in diesem Konflikt.

Er ist ungelöst und wird nun auch auf Twitter geführt.

 

Krieg auf Twitter

Twitter ist aktuell ein Sammelbecken für Fotopropaganda und Fotoreportagen im Rahmen dieses Netzwerkes.

Twitter wurde für die

• politischen Proteste im Irak ebenso genutzt wie
• für die sozialen Proteste in der Türkei und
• in Ägypten sowie vielen anderen Orten auf der Welt

Twitter ist Teil der weltweiten Kommunikation an vorderster Front geworden.

Es ist eine neue Qualität, daß solche sozialen Netzwerke genutzt werden.

Dies führte wie in der Türkei sogar dazu, daß Twitter abgeschaltet wurde, um mißliebige Berichterstattung zu unterbinden.

 

Die Front im Netz

Die Front vor Ort wird weltweit digital transportiert und verläuft innerhalb der digitalen Welt gerade dort, wo schnell und von überall her auf Nachrichten und Texte zugegriffen werden kann.

Die Informationen aus dem Wohnzimmer sind mit Twitter auf dem Smartphone gelandet und ermöglichen nicht mehr nur das Zuschauen sondern auch selbst mitzumachen durch selbstgemachte Texte und Fotos in Echtzeit von (fast) überall nach (fast) überall hin.

Selbst Journalismus fängt erst nach Twitter an, weil auch Journalisten nur von einer Stelle berichten können und deshalb ihre Infos neben denen der vielen anderen Twitter-Nachrichten stehen. Der Twitter-Benutzer entscheidet dann, welche Nachrichten er liest. Daher ist der Kampf um Hashtags höchst politisch.

Ein schönes Beispiel ist dieser Ausschnitt aus der ntv-Webseite, der genau dies zeigt:

 

Der Hashtag als Waffe

Der Steuerungsmechanismus über Suchwörter = hashtags, die mit dem Rautensymbol versehen werden, ermöglicht in der Fülle der Kurznachrichten eine Auswahl.

Hier gibt es auch embedded aber in Form von Fotos. Und sogar die Hashtags werden schon so formuliert, daß sie propagandistische Wirkung haben sollen, wie das hier eingebundene Beispiel von Twitter zeigt:

 

#Gaza under bombardment. #Palestine #GazaUnderAttack #PalestineUnderAttack #Zionist_Regime #IsraelWarCrimes @UN pic.twitter.com/3xXdZd6U9u

— Bashar Isham AlAssad (@Isham_AlAssad) 9. Juli 2014

 

Frontberichterstatttung findet heute über Twitter statt. Auch sie ist embedded.

Und die Neuerungen bei Twitter machen aus Twitter ein besonders starkes soziales Netzwerk für Nachrichten aller Art.

Um sich ein Bild zu machen kann nun jeder versuchen, verschiedene Hashtags zu durchsuchen und dadurch zu erfahren, wie es wirklich ist oder war.

Eingebundene Fotos, embedded photos, sind nun eine der wichtigsten Waffen im Kampf um Interessen und Informationen geworden.

 

Dokumentation fast unmöglich

Und wenn man dies alles später einmal aufarbeiten will?

Von Fotojournalisten blieben die Fotos und Berichte übrig, auch für die Geschichtsschreibung.

Wie ist es heute?

Die Fülle an Informationen wird es kaum ermöglichen über einen längeren Zeitraum aktuelle Twitter-Inhalte dokumentarisch aufzubereiten.

Heute stehen wir vor dem Problem, daß es in einigen Jahren den Blick zurück kaum geben wird. Ebenso wie bei google sind die Suchergebnisse bei twitter ereignisorientiert (und werbeorientiert?) und daher weniger für die historische Forschung geeignet.

 

Fazit

So ein Artikel wäre vor zehn Jahren noch gar nicht möglich geworden. Er zeigt das Neue und die neuen Herausforderungen. Wir wissen mehr, wenn wir wissen, wo wir suchen können. Aber wir wissen auch, daß wir nicht wissen, was wahr ist.

Das wissen wir.

Nachtrag:

Knapp zwei Monate später äußern sich die deutschen Medien im Rahmen eines neuen Videos zur Frage dessen, was man zeigen soll.